Wer immer noch glaubt, die Protagonisten aus „Frauentausch“ oder „Supernanny“ GIBT ES ÜBERHAUPT NICHT & „das sind in Wahrheit doch alles gutbezahlte tolle Schauspieler“, dem empfehle ich eine Fahrt mit dem HVV Bus 27 auf der berüchtigten Schneise „Farmsen-Jenfeld-Billstedt“. Hier lernt man Menschen wie Ronny oder Samantha-Lorraine persönlich kennen. Zumindest kann man ihnen zuhören, da sich in der Linie 27 jeder gern lautstark präsentiert…
ERSTER STOP
Pflegeheim Farmsen:
Ein „Digger-Alder-Digger“-Typ trägt sein Käppi wie ein Diadem ganz oben auf dem Schädel und steigt ein. Laut: „ÄJ – DER DARF NISCH SO DISCH’D AN DISCH RANTRETEN! Ich schwör, Digger-Alder-Digger.. Wenn der wieder dischd an disch rantritt, ich schwör, den mach isch fertisch Digger-A.-D…“ usw.
ZWEITER STOP:
U-Bahn Farmsen:
Eine „Fachpackerin vom Lidl“ steigt ein und erzählt allen ihre Geschichte. „…mit der Susi will KEINER Schicht
machen. Die kommt immer zu spät. Die hat schon ne Abmahnung und in der andern Filiale is sie wegens Klauen rausgeflogen. Sagen alle. Und gestern – die macht immer „MHD“ und wir SOLLEN NICHT MHD machen! Und die macht einfach so MHD*.“ Dann noch ein Fachausdruck: „Die ist einfach nicht TEAMFÄHIG!“
(*MHD=Mindesthaltbarkeitsdatum)
NÄCHSTER STOP:
EKZ Berliner Platz in Jenfeld:
Circa 30 düster aussehende Leute steigen ein. Jemand lässt laut einen fahren. Der schwefelige Pupsduft mischt sich mit diversen Drogerie-Parfüms a la Naomi Campbell und Christina Aguilera.
Der Bus ist total voll. Ab EKZ Jenfeld geht nichts mehr. Ommas mit Rollator wollen sich in den Bus zwängen und werden brutal zurückgedrängt. Die Busfahrerin lässt die Türen zuknallen und gibt durch: „Ein Ersatzwagen ist unterwegs! Wir wollen doch hier nicht ersticken..!“ Wahrscheinlich ist die Duftwolke zu ihr nach vorne durchgedrungen.
NÄCHSTER STOP:
Rodigallee 2** – ein tolles „Kosmetikinstitut“ im Souterrain eines baufälligen Hauses wirbt mit „Aktion Pimp my face – bis 31.10.11″. Das wäre sicher eine gute Idee. Genug Anwärter zum Pimpen sitzen um mich herum.
ENDSTATION
U-Bahnhof Billstedt. Neben mir wankt ein Besoffener, der mit den Händen Klavier in der Luft spielt und dann fast hinter einen Stromkasten fällt.
Wie würde unsere Yoga-Lehrerin jetzt sagen: Endlich „angekommen“…